Vielfältige Perspektiven auf Begabung und Emotion: LemaS-Transfer beim ÖZBF-Kongress 2025
Wie gehören Emotion und Begabung zusammen? Diese Frage stand im Zentrum des ÖZBF-Kongresses 2025 in Salzburg. Das ÖZBF – das Österreichische Zentrum für Begabtenförderung und Begabungsforschung – bringt seit vielen Jahren Wissenschaft, Praxis und Bildungspolitik zusammen und schafft so einen internationalen Austausch zu aktuellen Entwicklungen der Begabungsförderung.
Für den Forschungsverbund LemaS-Transfer bot der Kongress einen idealen Rahmen, um zu zeigen, wie eng Potenzialentwicklung, emotionale Prozesse und diagnosebasierte Förderung miteinander verflochten sind – und wie vielfältig diese Verbindung in Forschung, Unterricht und Schulentwicklung sichtbar wird.
Der Verbund war mit einer großen Breite an Beiträgen vertreten. Projektleitende Professor:innen und wissenschaftliche Mitarbeitende aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen brachten ihre Perspektiven ein und eröffneten ein facettenreiches Bild darauf, wie Emotionen Lernprozesse beeinflussen, Schulkulturen prägen und Begabungen entfalten helfen.
Impulse aus Forschung, Unterricht und Transfer
Die Themenvielfalt der Beiträge spiegelte das breite Spektrum der Begabungs- und Leistungsförderung in LemaS-Transfer wider:
- Ein Symposium zum „Transformativen Modell der Begabungs- und Leistungsentwicklung“ (TMBL) im Kontext von „Leistung macht Schule“, das die Frage diskutierte, wie emotionale und kognitive Entwicklungen in Lernprozessen zusammenwirken.
- Ein Symposium „Begeisterung wecken – Begabungen entfalten: Diagnosebasiertes individualisiertes Fordern und Fördern (diFF)“, dass diFF als adaptive, materialgestützte Lernarchitektur vorstellte, die individuelles und selbstreguliertes Lernen fördert – und damit die Brücke zwischen Diagnose, Förderung und Emotion schlug.
- Ein Workshop zu Emotionen in literarischen Gesprächen, der verdeutlichte, wie subjektive Involviertheit Lernfreude und vertieftes Verstehen fördert.
- Das Symposium PINEO, das die emotionale Dimension ressourcenorientierter Förderbegleitung in den Mittelpunkt stellte.
- Die Session „Literatur und Lesen“, in der Lese-Emotionen, kulturelle Praxis und individuelle Potenzialentwicklung gemeinsam betrachtet wurden.
- Beiträge aus der Transferbegleitforschung, aus der qualitativen Unterrichtsforschung und aus DBR-Prozessen, die zeigten, wie Lehrpersonen adaptive Konzepte weiterentwickeln und wie Emotionen auch hier handlungsleitend wirken.
Diese Vielfalt macht deutlich, dass emotionale Prozesse nicht nur Gegenstand fachdidaktischer Betrachtungen sind, sondern feste Bestandteile einer begabungs- und leistungsfördernden Unterrichts- und Schulentwicklung.
iPEGE-Symposium „Begabungsförderung und Emotion“
Ein zentraler Programmpunkt war das iPEGE-Symposium „Begabungsförderung und Emotion“ unter der Moderation von Prof. Dr. Roland Grabner (Universität Graz). Das internationale Expert:innengremium beleuchtete das Thema aus drei Perspektiven: aus Sicht der Schüler:innen, der Lehrpersonen und des Bildungssystems. Dabei wurde deutlich, wie eng Emotionen in der Begabungsförderung mit Lernprozessen verbunden sind – von individuellen Erfahrungen und Motiven bis zur professionellen Haltung von Lehrkräften und den Anforderungen an schulische Steuerung. Im zweiten Teil des Symposiums wurde diese mehrperspektivische Betrachtung in einer Publikumsdiskussion auf verschiedene Praxisfelder übertragen. Herausforderungen des Alltags, Fragen der professionellen Begleitung und der Umgang mit emotional geprägten Lernsituationen standen im Fokus. Auf dem Podium vertreten waren unter anderem Prof. Dr. Christian Fischer, Prof. Dr. Friedhelm Käpnick und Prof. Dr. Gabriele Weigand – und damit leitende Personen aus dem Forschungsverbund LemaS.
Emotionen als Motor der Potenzialentwicklung
In vielen Beiträgen wurde sichtbar: Emotionen sind keine Randthemen – sie sind Ausgangspunkt, Resonanzraum und Wirkungstreiber gelingender Lernprozesse. Sie beeinflussen Motivation, Selbstregulation, Ausdauer, Kooperationsbereitschaft und das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Die Beiträge rückten unterschiedliche Fachperspektiven, Professionalisierungsansätze und LemaS-P³rodukte in den Mittelpunkt und verdeutlichten gemeinsam:
Potenzialentwicklung gelingt stärker und nachhaltiger, wenn emotionale Aspekte systematisch in Diagnose, Förderung, Schul- und Unterrichtsgestaltung einbezogen werden.
Die Beteiligung zahlreicher Mitglieder aus dem LemaS-Forschungsverbund unterstrich die Relevanz des Kongressthemas für die eigene Arbeit. Vertreterinnen und Vertreter aus MINT, Sprachen, Schulentwicklung, Professionalisierung und Transferforschung, aber auch aus den Landesinstituten brachten ihre Expertise ein – und machten sichtbar, wie vielfältig Emotionen die Entwicklung von Potenzialen prägen.
