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Eine Gruppe von Kindern die sich im Unterricht einbringen

 

Grundlagen von LemaS-Transfer

Begabungsförderung ist ein zentraler Weg, um Kinder und Jugendliche bei der Entfaltung ihrer Potenziale und Stärken bestmöglich zu fördern und zu unterstützen. Somit leistet LemaS-Transfer einen wichtigen Beitrag zur notwendigen Transformation des Schulsystems. Die individuelle Förderung der Potenziale – insbesondere auch besonders leistungsfähiger und leistungsstarker Kinder – ist eng mit dem Ziel der Bildungsgerechtigkeit verbunden. Sie setzt auf persönliches Wachstum, Selbstverantwortung und demokratische Teilhabe.

Eine zukunftsfähige und chancengerechte Schullandschaft entsteht dort, wo Begabungen erkannt und die Vielfalt an Potenzialen sowie die Lern- und Leistungsheterogenität aller Schülerinnen und Schüler zum prägenden Bestandteil von Unterrichts- und Schulkultur werden.
Begabungsförderung bedeutet, Potenziale frühzeitig zu erkennen und gezielt zu entfalten. Sie stärkt die Entwicklung individueller Fähigkeiten, steigert Motivation, Selbstbewusstsein und Lernfreude – und trägt so maßgeblich zur Qualität und Gerechtigkeit schulischer Bildung bei.

Leistung macht Schule setzt genau hier an und begleitet Schulen auf ihrem Weg zu einer begabungs- und leistungsfördernden Schulkultur. Mit Konzepten, Maßnahmen, Strategien und Materialien (P³rodukten) sowie Professionalisierungs- und Unterstützungsangeboten für die Praxis bietet der Forschungsverbund LemaS bzw. LemaS-Transfer konkrete Ansätze, um das Bildungssystem zukunftsfähiger zu gestalten.

 

Begabungs- und leistungsbegriff

Ein gemeinsames, von allen Akteuren getragenes Verständnis der Schlüsselbegriffe „Begabung“ und „Leistung“ ist entscheidend für die Zusammenarbeit und Zielerreichung im Rahmen von Leistung macht Schule. Gleich zu Beginn der ersten Phase hat der Forschungsverbund in einem internen Diskurs intensiv am Verständnis von Begabung und Leistung gearbeitet, sich schließlich auf einen mehrdimensionalen, entwicklungsbezogenen Begabungs- und Leistungsbegriff verständigt und diesen auch mit Schulen, Bund, Ländern und Landesinstituten abgestimmt. In diesem Ansatz werden die Begriffe „Begabung“ und „Leistungspotenzial“ gleichgesetzt, indem Begabung als potenzialbezogene Grundlage von Leistung definiert wird. Damit stehen Begabung und Leistung in einem unmittelbaren Zusammenhang. LemaS konnte dabei auf die Vorarbeiten des International Panel of Experts for Gifted Education (iPEGE) aufbauen und daran anschließen.

Die bildungstheoretische Grundlage in LemaS stellt den Bildungs- und Begabungsprozess des einzelnen Kindes in den Mittelpunkt der schulischen Laufbahn. Als Ausgangspunkt schulischen Denkens und Handelns wird demnach die Person des einzelnen Kindes und Jugendlichen in ihrem jeweiligen sozialen Kontext betrachtet. Es wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch – unabhängig von Herkunft, Geschlecht und sozialem Status – einmalig ist und besondere Potenziale, Talente und Stärken hat, die es zu erkennen, zu entwickeln und zu entfalten gilt. Dieses breite, mehrdimensionale, dynamisch angelegte Begabungs- und Leistungsverständnis bezieht sich auf schulische Inhalte, aber auch auf den sozial-emotionalen, den ethisch-philosophischen und den kreativen Bereich. Diese zusammen bilden das breite Spektrum von Begabung und Leistung sowie deren Förderung – bis hin zur Leistungsexzellenz und Expertise.

LemaS orientiert sich nicht an bestehenden Schulsystemen, Schularten oder Strukturen, sondern stellt die Potenziale und individuellen Leistungsstärken der Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt. Besonderes Augenmerk gilt dabei Kindern und Jugendlichen mit besonderen Begabungen und Leistungsstärken. Zentrale Werte und Schwerpunkte in LemaS, die sich aus dieser personenzentrierten Perspektive ergeben, sind eine gelebte Anerkennungskultur an Schulen, die aktive Beteiligung der Schülerinnen und Schüler an ihren eigenen Begabungs- und Bildungsprozessen sowie an der demokratischen Gestaltung des Schullebens und eine Gemeinwohlorientierung im Lern- und Bildungsprozess. Das Begabungsverständnis erfasst die individuellen Bildungsbiografien der Schülerinnen und Schüler ganzheitlich, sodass Begabungsförderung als durchgängiges Prinzip über die gesamte Schulzeit hinweg – mitsamt der Übergänge zwischen verschiedenen Bildungsstufen – in LemaS in den Blick genommen wird

Der Leistungs- und Begabungsbegriff von Leistung macht Schule

Gemeinsam mit dem Forschungsverbund LemaS hat sich die Initiative von Bund und Ländern auf eine Begriffsdefinition verständigt.

 

Was kennzeichnet eine begabungs- und leistungsfördernde Schule?

Als zentrales Ergebnis des Forschungsverbunds LemaS der ersten Phase und als Antwort auf diese Frage sind sechs Dimensionen entstanden, die von zentraler Bedeutung für eine professionelle und qualitätsvolle Gestaltung einer begabungs- und leistungsfördernden Schule sind. Diese sechs Dimensionen wurden im engen Austausch mit der Praxis sowie unter Einbezug aktueller Forschungsbefunde und theoretischer Grundlagen erarbeitet.

Die SELF-Dimensionen beziehen sich sowohl auf die Ebene der Schule als auch auf die Ebene des Unterrichts und binden außerschulische Akteure mit ein:

Grundlagen und strukturelle Rahmenbedingungen:

Aufbau eines Professionalisierungskonzepts, Qualitätssicherung, schulinterne Koordination durch eine Steuergruppe.

Pädagogische Grundkonsens: Ziele, Werte und Haltungen

Entwicklung eines gemeinsamen Leitbilds zu Begabung und Leistung auf Basis gemeinsamer Werte und pädagogischer Überzeugungen.

Kommunikation, Kooperation und Netzwerke

Etablierung transparenter Kommunikation sowie inner- und außerschulischer Kooperationen mit Bildungspartnern.

Förderbasierte Diagnostik und diagnosebasierte Förderung als Grundprinzip

Aufbau eines Professionalisierungskonzepts, Qualitätssicherung, schulinterne Koordination durch eine Steuergruppe.

Förderbasierte Diagnostik und diagnosebasierte Förderung im Unterricht

Differenzierte, individualisierte Lernangebote durch komplexe Aufgabenkultur und fachbezogene Diagnostik.

Begleitung und Beratung

Individuelle Begleitung und Beratung von Schüler:innen, Eltern und Lehrpersonen sowie Gestaltung von Übergangsprozessen.

Die sechs Dimensionen von LemaS in einer Grafik

Über LemaS und die Initiative Leistung macht Schule hinaus können die Dimensionen des SELF zur Orientierung bei der flächendeckenden Entwicklung und Gestaltung einer begabungs- und leistungsfördernden Schullandschaft dienen. Die 6 Dimensionen dienen auch als Strukturierungsprinzip der LemaS-P³rodukte. Zudem liegt der SELF selbst als P³rodukt vor. Dabei handelt es sich um einen Selbstreflexionsleitfaden, der in die sechs Dimensionen untergliedert ist und der Orientierung bei der Entwicklung einer begabungs- und leistungsfördernden Schul- und Unterrichtskultur dient.

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LemaS-P³rodukte für Schule und Unterricht

Die LemaS-P³rodukte – bewusst als P³-Produkte (P hoch 3) bezeichnet – sind die zentralen Ergebnisse der ersten Phase von Leistung macht Schule. In enger Zusammenarbeit mit bundesweit 300 Schulen hat der Forschungsverbund LemaS rund 90 Strategien, Konzepte, Maßnahmen und Materialien entwickelt, erprobt und evaluiert, um eine begabungs- und leistungsfördernde Schul- und Unterrichtskultur nachhaltig zu unterstützen.

P³ steht für Produkt, Prozess und Person und spiegelt das Selbstverständnis der LemaS-P³rodukte wider: Sie entstehen im Austausch zwischen Wissenschaft und Schulpraxis, sind eingebettet in Entwicklungsprozesse und werden stets von Personen gestaltet, angepasst und weiterentwickelt. Damit wird ein offenes und flexibles Produktverständnis verfolgt, das Veränderungen und individuelle Anpassungen mitdenkt.

Die LemaS-P³rodukte liegen in vielfältigen Formaten vor – darunter E-Learning-Einheiten, Videos, Manuale, Broschüren, Leitfäden, Materialboxen, Präsentationen, Fragebögen und Karten. Sie richten sich sowohl an die Unterrichts- als auch an die Schulentwicklung und dienen der (Weiter-)Professionalisierung von Lehrpersonen und Schulleitungen. Beispiele hierfür sind komplexe Aufgabenformate, Forscherstunden, Strategien zum selbstregulierten Lernen, begabungsdifferenzierende Materialien für MINT-Fächer und Sprachen oder eine Toolbox für Schulentwicklungsprozesse.

Die P³rodukte lassen sich grob in zwei Bereiche unterteilen:

  • P³rodukte für die Schulentwicklung und kooperative Netzwerkbildung

  • P³rodukte für die Unterrichtsentwicklung, insbesondere im überfachlichen Lernen sowie in MINT-Fächern und den Sprachen Deutsch und Englisch.

Sie stehen im Mittelpunkt des Transfers der zweiten Phase von Leistung macht Schule. Ihr Einsatz an den LemaS-Schulen der ersten Phase soll weiter verankert werden. Zugleich sollen die P³rodukte an die neuen Schulen der Transferphase weitergetragen werden. Neben den ursprünglich entwickelten P³rodukten des Forschungsverbunds fließen zunehmend auch Konzepte und Produkte aus den Bundesländern ein, sodass die Sammlung stetig wächst und sich an den aktuellen Bedarfen orientiert.

Ein besonderes Merkmal der LemaS-P³rodukte und ihrer Entwicklung ist die dialogische Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis. Diese enge Verzahnung sorgt dafür, dass die Konzepte und Materialien praxisnah, erprobt und anpassungsfähig sind und Schulen konkret dabei unterstützen, Potenziale und Stärken aller Schülerinnen und Schüler zu fördern.

 

Wissenschaft-Praxis-Brücke

Die Wissenschaft-Praxis-Brücke bezeichnet den kontinuierlichen Austausch und Dialog der beiden je eigenen, aber prinzipiell gleichwertigen Expertisefelder Wissenschaft und Schule und ist ein tragendes Element von LemaS: Sie ermöglicht Innovationen in der Begabungs- und Leistungsförderung und schafft nachhaltige Impulse für die Schul- und Unterrichtsentwicklung. Die Brücke sorgt dafür, dass theoretische Erkenntnisse nicht losgelöst entstehen, sondern im Austausch mit den Akteurinnen und Akteuren in den Schulen kontinuierlich überprüft, angepasst und weiterentwickelt werden. Gleichzeitig fließen Erfahrungen, Ideen und Rückmeldungen aus der Schulpraxis aktiv in die wissenschaftliche Arbeit ein. Während in der ersten Phase die Wissenschaft direkt mit 300 Schulen zusammengearbeitet hat, erfolgt die Kooperation in der Transferphase vor allem über Multiplikatorenteams in Schulnetzwerken, um der gestiegenen Zahl der Schulen und neuen Arbeitsschwerpunkten gerecht zu werden.

Der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis bringt beiden Seiten wichtige Erkenntnisse: Schulen gewinnen an Reflexionsfähigkeit und Handlungssicherheit, während Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler lernen, die unterschiedlichen Perspektiven und Sprachen beider Bereiche zu überbrücken. Wo ein vertrauensvoller Dialog gelingt, entsteht wertvolles Handlungs- und Veränderungswissen. Daher ist die feste Verankerung des Wissenschaft-Praxis-Dialogs in den bildungspolitischen, administrativen und schulischen Strukturen ein zentrales Element der Transformation hin zu einer zukunftsfähigen Bildungslandschaft.