Differenzierung (innere/äußere)

Differenzierung in Schule und Unterricht hat das Ziel, Schülerinnen und Schüler entsprechend ihren individuellen Lern- und Leistungspotenzialen, Interessen und Fähigkeiten adäquate Lernanreize und Lernumgebungen zu schaffen. Dabei lassen sich zwei unterschiedliche Arten der Differenzierung unterscheiden.
1 ) Innere Differenzierung (auch Binnendifferenzierung) im Unterricht
Innere Differenzierung umfasst grundsätzlich alle Formen im Rahmen des Klassenunterrichts, die dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler in ihren unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, Interessen und Leistungspotenzialen individuell gefördert werden. Lerninhalte und -ziele, Arbeits- und Bewertungsformen werden dabei an die Lerngruppe in ihrer Heterogenität und Diversität angepasst. 
Innere Differenzierung eignet sich deshalb besonders für die Begabungs- und Begabtenförderung, da sie erweiterte Lern-, Leistungs-, und Bewertungsformen sowie individualisiertes Lernen in differenzierenden Lernlandschaften bereitstellt.

Eine besondere Form der Inneren Differenzierung stellt die Aufgabendifferenzierung dar. In Lernsettings, die einem gestuften Differenzierungsansatz folgen, werden Aufgaben und Materialien auf verschiedenen Schwierigkeitsgraden (Niveaus) vorgehalten. Dabei kann die Differenzierung ‚von oben‘ oder ‚von unten‘ geschehen, d.h. die Zuordnung zu einem bestimmten Niveau erfolgt durch die Lehrperson oder durch die/den Lernende/n selbst. Einen anderen Zugang bietet die Differenzierung auf ‚natürliche‘ Art und Weise. Hier stellt eine (offene bzw. komplexe) Aufgabe die gleichen Anforderungen an alle, legt ein für alle erreichbares Aufgabenziel fest und wirkt dann in der Arbeit am gemeinsamen Gegenstand differenzierend; die Differenzierung ergibt sich also im Verlauf der Bearbeitung durch das Aufrufen und die Weiterentwicklung individueller Leistungspotenziale sowie durch die Qualität (Komplexität, kognitive Tiefe, Differenziertheit, Ausgestaltung usw.) des Aufgabenprodukts. Für Lernende, die zur erfolgreichen Bewältigung der Unterstützung bedürfen, werden Angebote bereitgestellt (scaffolding). Aus der Diversität der Ausgangslagen resultieren Unterschiede bei den Lernenden hinsichtlich der Herangehensweisen an die Problemlösung, der Entscheidungen im Verlauf des Arbeitsprozesses, der Interaktion und der erarbeiteten Produkte.
2) Äußere Differenzierung
Die äußere Differenzierung umfasst Maßnahmen der zeitweisen bis dauerhaften Gruppierung von Schülerinnen und Schülern in möglichst homogenen Gruppen, in denen Curriculum, Aufgaben und Lernziele an die jeweiligen Gruppen angepasst werden. 
Beispiele der zeitweisen Gruppierung sind die temporäre Auflösung des Klassenverbandes in Neigungsgruppen oder Niveaugruppen. Beispiele der längerfristigen bis dauerhaften Gruppierung sind Jahrgangsklassen, Kurssysteme wie Grund- und Leistungskurse oder verschiedene Schularten oder Schulprofile.

Heterogenitäts- und Diversitätsdiskurse der letzten zwanzig Jahre haben statische Einteilungen von Schülerinnen und Schüler in verschiedene Schularten oder Schultypen als „Scheinhomogenität“ erkannt.

Weiterführende Literatur:
Eisenmann, Maria/Grimm, Thomas (2016). Heterogene Klassen – Differenzierung in Schule und Unterricht. Baltmannsweiler: Schneider Verlag.

Müller, Frank (2018). Praxisbuch Differenzierung und Heterogenität. Methoden und Materialien für den gemeinsamen Unterricht. Weinheim/Basel: Beltz.