Drehtürmodell

Drehtürmodelle stellen eine Form der schulischen Begabtenförderung dar, bei denen Schülerinnen und Schüler regelmäßig für einen bestimmten Zeitraum den regulären Unterricht in einem oder mehreren Fächern – entsprechend ihrer Potenziale und Leistungsstärken – verlassen, um gemäß einer individuellen Förderung an Inhalten zu arbeiten, die ihrem Leistungsvermögen entsprechen.
Wenngleich in Deutschland „das Drehtürmodell“ häufig als Ansatz der Akzeleration verstanden wird – insbesondere durch die Teilnahme am Unterricht einer höheren Klassenstufe – geht das Format ursprünglich auf Enrichment orientierte Ansätze, insbesondere auf das Enrichment Triad Model nach Renzulli (1976), zurück. Grundlegende Aspekte sind dabei das forschende Lernen sowie die selbstständige interessengeleitete Themenwahl. Für das Drehtürmodell existieren vielfältige Organisationsformen, die unterschiedlich stark die ursprünglichen Grundideen verfolgen. Einen bereichsunspezifischen Klassifizierungsansatz liefert Greiten (2016, S. 25), in dem die folgenden sechs verschiedenen Typen insbesondere nach Organisationsmerkmalen unterschieden werden:
  • Teilnahme am Unterricht eines anderen Jahrgangs,
  • Teilnahme am Unterricht desselben Jahrgangs, aber in einer anderen Lerngruppe,
  • gezielte Wahl von inhaltlich definierten Drehtürprogrammen,
  • Kooperation nach außen,
  • Variationen des Forder-Förder-Projektes (z. B. Fischer, Kaiser-Haas & Konrad (2007)),
  • freie Wahl/ selbstständige Projektarbeit/ individuelle Gestaltung ohne definierte Präsentation.
Neben dem analogen Drehtürmodell werden zunehmend auch digitale Formen der Drehtür entwickelt, die Schülerinnen und Schülern weitere Möglichkeiten der individuellen Begabungs- und Begabtenförderung bieten.

Weiterführende Literatur:
Greiten, S. (2016). Das Drehtürmodell in der schulischen Begabtenförderung. Studienergebnisse und Praxiseinblicke aus Nordrhein-Westfalen. Frankfurt: KARG-Stiftung.

Fischer, C., Kaiser-Haas, M., und Konrad, M. (2007). Forder-Förder-Projekt zur Begabtenförderung im Drehtürmodell und zur individuellen Förderung im Regelunterricht (FFP). Individuelle Förderung – Begabtenförderung. Beispiele aus der Praxis, 74 – 78. Münster: Internationales Centrum für Begabungsforschung.

Renzulli, J. S. (1976). Enrichment triad modelguide for developing defensible programs for gifted and talented. Gifted Child Quarterly, 20(3), 303 – 326.