Personalisierung
Personalisierung ist ein Ansatz zur Gestaltung von individuell fördernden Lehr-Lern-Settings. Personalisierung geht insofern über Individualisierung/individuelle Förderung hinaus, als dass hier das Lehren und Lernen konsequent bestimmt ist durch Möglichkeiten der Mitbestimmung und der Mitgestaltung für die Lernenden, durch Aspekte eines Miteinanders aller Beteiligten sowie durch Adaptivität des Lehr-Lern-Prozesses.
Das Konzept der Personalisierung ist bisher eher im anglophonen Raum zu finden, wo Begriffe wie personalised learning oder personalisation sowohl in bildungswissenschaftlichen als auch in bildungspolitischen Kontexten verwendet werden. Im deutschsprachigen Raum sind Ansätze der Personalisierung noch relativ selten zu finden und dann, wie z.B. in der Schweiz, zumeist als Synonym für Individualisierung/individuelle Förderung.
Personalisierung, verstanden als Konzept zur Überführung der handlungsleitenden Theorie der Personorientierung in einen schulpädagogischen Handlungs- und Orientierungsrahmen, dient der Umsetzung eines individuell fördernden Umgangs mit Vielfalt in Schule und Unterricht und rückt folglich die/den Lernende/n in den Mittelpunkt jeglicher pädagogischer Handlungen. Dabei werden bewährte Konzepte der individuellen Förderung aufgegriffen und es wird versucht, deren Herausforderungen bei der Umsetzung zu minimieren, insbesondere auch unter Einbezug der Chancen und Potenziale, die die Digitalisierung des Lehrens und Lernens bieten.
Die Personalisierung des Lernens und Lehrens zielt darauf, den vielfältigen Begabungs- und Leistungsvoraussetzungen bzw. Entwicklungsbedürfnissen aller Lernenden möglichst passgenau gerecht zu werden und so die Leistungspotenziale aller Schülerinnen und Schüler zu entfalten. Im Modell der Personalisierung nach Herbig (2017, 2020) werden hierfür verschiedene, empiriebasierte Handlungsdimensionen aufgespannt: Die individuelle Entwicklung der Persönlichkeit wird als ein dynamischer, sozialer und eigenverantwortlicher Prozess verstanden. In Verbindung mit einem diversitäts- und potenzialorientierten ganzheitlichen Blick auf die/den Lernenden und die individuellen Lern- und Leistungspotenziale ist es das Ziel von Personalisierung, jede/n Lernende/n zur eigenverantwortlichen, kooperativen und variablen Aneignung von Wissen bzw. Kompetenzen zu befähigen.
Weiterführende Literatur:
Hackl, A. (2011). Schule personalisieren – ein Plädoyer für eine neue Schulkultur. In: Karg-Heft 3. Beiträge zur Begabtenförderung und Begabungsforschung. Frankfurt/M., 39-47. https://www.karg-stiftung.de/common/kfp/pdf/projekte/Karg-Heft3_web.pdf
Herbig, C. (2017). Personalisierung von Lehr-Lern-Settings im gymnasialen Bildungsgang: Inklusive Bildung und Leistungsorientierung als zwei Seiten einer Medaille. In: A. Textor et al. (Hrsg.), Leistung inklusive? Inklusion in der Leistungsgesellschaft (Bd. 2: Unterricht, Leistungsbewertung und Schulentwicklung, S. 77-87). Bad Heilbrunn: Verlag Julius Klinkhardt.
Herbig, C. (2020). Individuelle Förderung durch Personalisierung: Zum bildungsgerechten Umgang mit Vielfalt am Gymnasium. In: C. Fischer et al. (Hrsg.), Begabungsförderung: Individuelle Förderung und Inklusive Bildung (Bd. 10: Begabungsförderung. Leistungsentwicklung. Bildungsgerechtigkeit. Für alle! Beiträge aus der Begabungsförderung S. 85-95). Münster: Waxmann.
Petko, D. et al. (2017). Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien: Neue Potenziale zur Gestaltung schülerorientierter Lehr- und Lernumgebungen. Journal für Schulentwicklung, 3/17, S. 31-39.