Peer-Teaching / Lernpatenschaft – mit besonderer Perspektive auf den Mathematikunterricht

Die Grundidee von Peer-Teaching (bzw. „Lernen durch Lehren“) besteht darin, dass Schülerinnen und Schüler im Unterricht zeitweilig die Rolle einer Lehrperson übernehmen.
Diese Differenzierungsform bietet sich im Mathematikunterricht vor allem für sehr leistungsstarke bzw. besonders begabte Schülerinnen und Schüler an, die auf diese Weise ihre überdurchschnittlichen Fachkompetenzen oder ihr Spezialwissen einbringen und somit den Unterricht inhaltlich und zugleich didaktisch bereichern können. Für die Schülerinnen und Schüler lassen sich herausstellen:
  • Die Schülerinnen und Schüler sind gefordert, sich intensiv mit den jeweiligen Sachthemen auseinanderzusetzen. Auf diese Weise können sie ihr Fachwissen vertiefen und erweitern.
  • Die Schülerinnen und Schüler sind (in der Regel) sehr motiviert und erleben die spezielle Herausforderung im Allgemeinen als persönliche Anerkennung (Förderung des Selbstwertgefühls).
  • Die Schülerinnen und Schüler sind gefordert, sich auf ihre Mitschüler/innen einzustellen (Förderung von Sozialkompetenzen).
  • Da die Schülerinnen und Schüler ihr Peer-Teaching zumindest teilweise selbstständig vorbereiten und für die Präsentation, Moderation und ggf. Reflexion eigen- bzw. mitverantwortlich sind, können sie ihre diesbezüglichen Kompetenzen (z.B. Medienkompetenzen) in besonderer Weise fördern (Stärkung ihrer Gesamtpersönlichkeit).
Die Grundintention einer Lernpatenschaft (als besondere Form von Peer-Teaching) besteht darin, dass eine leistungsstarke bzw. begabte Schülerin oder ein leistungsstarker bzw. begabter Schüler für eine bestimmte Zeitspanne die „feste“ Patenschaft für eine Schülerin bzw. einen Schüler mit Leistungsschwierigkeiten übernimmt.

Im Hinblick auf eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung wirken sich solche Lernpatenschaften nicht nur positiv auf die Verbesserung von Fachkompetenzen, sondern ebenso auf das psychische Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler aus. Durch die Patenschaften entwickeln sich beispielweise feste und vertrauensvolle Bindungen zwischen den Patenschülerinnen bzw. Patenschülern. Demgemäß können Patinnen bzw. Paten für andere Schülerinnen und Schüler neben den Lehrpersonen äußerst wichtige Bezugspersonen darstellen, die ihnen in der Schule Sicherheit und Halt geben. Vor allem in schwierigen Konfliktsituationen erfahren Kinder solche Patenschaften meist als wertvolle und unersetzliche Hilfen. Diese Effekte gelten zwar vor allem für Kinder mit besonderen Förderbedarfen. Aber in der Regel profitieren aus den Lernpatenschaften auch leistungsstarke und begabte Schülerinnen und Schüler. Wenn sie ihrer Patin bzw. ihrem Paten fachliche Zusammenhänge erklären oder an Beispielen mathematische Algorithmen verdeutlichen, vertiefen sie auch ihr eigenes Verständnis, entwickeln Kompetenzen im Darstellen, im Argumentieren und sie sammeln wertvolle soziale und personale Kompetenzen. Demgemäß bestätigen Praxiserfahrungen immer wieder, dass leistungsstarke Schüler/innen im Allgemeinen gern bereit und sehr motiviert sind, in der Schule Verantwortung für andere zu übernehmen. Solche Patenschaften im Mathematikunterricht können je nach Bedarf für unterschiedliche Zeiträume geschlossen werden (einige Wochen, ein Schuljahr, etc.), wobei sich die positiven Effekte insbesondere bei festen und längerfristigen Lernpatenschaften einstellen.

Weiterführende Literatur:
Käpnick, F. (2018). Peer-Teaching – eine spezielle Organisationsform für die Förderung mathematisch begabter Schülerinnen und Schüler. Wege in der Begabungsförderung. Eine Methodensammlung für den Mathematikunterricht. Salzburg: ÖZBF.

ÖZBF (2017). Wege in der Begabungsförderung. Salzburg: ÖZBF.