Begabungs- und Begabtenförderung
Da Begabung in LemaS als eine Voraussetzung von Leistung betrachtet wird, kommt es in der Begabungs- und Begabtenförderung darauf an, Begabungen in den Blick zu nehmen, zu erkennen und zu fördern.
Deshalb geht es in LemaS durchgehend um Begabungsförderung und Begabtenförderung:
- Begabungsförderung bezieht sich zum einen auf das Erkennen von leistungsbezogenen Entwicklungspotenzialen bei allen Kindern. Zum anderen bezeichnet Begabungsförderung die prinzipielle Förderung der Begabungen aller Kinder und Jugendlichen in unterschiedlichen Domänen.
- Begabtenförderung bezieht sich auf das Erkennen und die Förderung einzelner, besonders begabter Kinder und Jugendlicher.
- Das Ziel der Initiative Leistung macht Schule gilt zwar vor allem dem Erkennen und der Förderung leistungsstarker und potenziell besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler, also der Begabtenförderung. Voraussetzung der Begabtenförderung ist aber das Erkennen von Begabungen und die Begabungsförderung als prinzipielle Förderung der Begabungen aller Kinder und Jugendlichen (vgl. das Bild des amerikanischen Begabungsforschers Renzulli: ‚Eine steigende Flut hebt alle Schiffe‘). Das Heranführen aller Kinder an unterschiedliche Domänen erlaubt erst das Entdecken von Begabungen und das Erkennen leistungsstarker und potenziell besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler.
- Im Kontext von LemaS und dem spezifischen Fokus auf die Förderung potenziell besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler ist die Perspektive auf Begabungsförderung noch aus einem weiteren Grund wichtig. LemaS zielt insbesondere auch darauf, Schülerinnen und Schüler unabhängig von deren familiärer und sozialer Herkunft in den Blick zu nehmen. Deren Begabungen bleiben oft unerkannt, weil sie sich nicht im Leistungsverhalten abbilden.
- Schülerinnen und Schüler, die das Entwicklungspotenzial zu deutlich überdurchschnittlichen Leistungen mitbringen, aber aus unterschiedlichen Gründen nur durchschnittliche oder auch unterdurchchnittliche Leistungen in einem oder mehreren Leistungsbereichen erbringen, werden im Fachjargon als ‚erwartungswidrige Minderleister‘ oder ‚Underachiever‘ bezeichnet.
Weiterführende Literatur:
Holling, H., Preckel, F., Vock, M., Roßbach, H.-G., Baudson, T. G., Gronostai, A., Kuger, S. &S chwenk, C. (2015). Begabte Kinder finden und fördern. Ein Wegweiser für Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer. Berlin: BMBF.
Fischer, C., Fischer-Ontrup, C. (2018). Individuelle Begabungs- und Talentförderung in der Schule. In O.-A. Burow & S. Bornemann (Hrsg.), Das große Handbuch Unterricht & Erziehung in der Schule (S. 407–427). Köln: Wolters Kluwer.
iPEGE (Hrsg.) (2009). Professionelle Begabtenförderung. Empfehlungen zur Qualifizierung von Fachkräften in der Begabtenförderung. H. 1. Salzburg: ÖZBF.
Weigand, G. (2021). Begabung, Bildung und Person. In V. Müller-Oppliger & G. Weigand (Hrsg.), Handbuch Begabung (S. 46-64). Weinheim/Basel: beltz.