Transitionenbezeichnen Lebensereignisse, welche die Bewältigung von Diskontinuitäten auf mehreren Ebenen (vgl. Sieben-Ebenen-Modell) erfordern. Sie können Prozesse verändern, intensiviertes Lernen anregen und von allen beteiligten Personengruppen als bedeutsame biografische Erfahrungen von Wandel in der Identitätsentwicklung wahrgenommen werden.
Im Rahmen von „Leistung macht Schule“ ist der Fokus auf die Übergänge Kita – Grundschule und Grundschule – weiterführende Schule gerichtet. Hierfür bieten das IFP-Modell und das Sieben-Ebenen-Modell gleichermaßen, wenngleich mit verschiedenen Schwerpunktsetzungen einen allgemeinen theoretischen Rahmen, den es schul- und fachspezifisch zu konkretisieren gilt.
Weiterführende Literatur:
Griebel, W., Niesel, R. (2015). Übergänge verstehen und begleiten. Transitionen in der Bildungslaufbahn von Kindern. Berlin: Cornelsen Scriptor.
Käpnick, F. (Hrsg.), Fuchs, M., Makl-Freund, B., Mürwald-Scheifinger, E. & Spreitzer, Ch. (2020). Mathe-Asse in der ersten Klasse. Begabungen früh erkennen und fördern: ein Leitfaden mit Indikatoraufgaben und Beobachtungsbögen. Hamburg: AOL-Verlag.
Transitionsmodelle
a) IFP-Modell
Das von Griebel und Niesel am Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) in München entwickelte IFP-Transitionsmodell bündelt unterschiedliche theoretische Ansätze und bisher vorliegende Forschungsergebnisse. Das Modell bezieht sich auf den Übergang Kita – Grundschule, es kann aber auch prinzipiell auf den Übergang Grundschule – weiterführende Schule übertragen werden. Im Modell werden alle am jeweiligen Übergang beteiligte Personengruppen in den Blick genommen und es wird angeregt, sie an der Transitionsgestaltung aktiv zu beteiligen. Diesbezüglich wird insbesondere herausgestellt, welche Anforderungen pädagogische Fachkräfte, Lehrpersonen, Kinder und Eltern im Übergang in einem ko-konstruktiven Prozess zu meistern haben.
IFP-Transitionsmodell nach Griebel & Niesel (2015, S. 116)
Weiterführende Literatur:
Griebel, W. & Niesel, R. (2015). Übergänge verstehen und begleiten. Transitionen in der Bildungslaufbahn von Kindern. Berlin: Cornelsen Scriptor.
b) Sieben-Ebenen-Modell
Das Sieben-Ebenen-Modell veranschaulicht, auf welchen sieben Ebenen die am Übergang Kita – Grundschule beteiligten Personengruppen gemeinsam kooperieren und agieren können:
Abb.: Sieben-Ebenen-Modell nach Lingenauber (2008, S. 201)
Ebene 1 Die Kinder aus beiden Einrichtungen können in verschiedenen Projekten miteinander spielen und lernen. Somit erfahren die „Kindergartenkinder“ aus erster Hand, was es heißt (oder auch nicht heißt), ein Schulkind zu sein und die Schulkinder können zeigen, was sie schon alles gelernt haben und was sie als Schulkinder gerne tun.
Ebene 2 Die Pädagoginnen und Pädagogen aus beiden Einrichtungen arbeiten eng miteinander zusammen. Es finden Gespräche, gegenseitige Hospitationen, gemeinsame Weiterbildungen und weitere Treffen statt, um auf Augenhöhe miteinander zu kommunizieren, Informationen auszutauschen und gemeinsame Konzepte zu entwickeln.
Ebene 3 Die Eltern aus beiden Einrichtungen können sich beim Elternstammtisch oder im Elterncafé unabhängig von offiziellen Elternabenden oder Entwicklungsgesprächen treffen, um sich ungezwungen über Sorgen, Ängste oder Vorurteile zum Thema Übergang auszutauschen.
Ebene 4 Die Kinder und die Pädagoginnen und Pädagogen beider Einrichtungen organisieren gemeinsam verschiedene Vorhaben vor, während und nach dem Übergang. Hier gibt es eine Fülle von Möglichkeiten und Ritualen, wie z.B. Schnupperunterricht, gemeinsame Wandertage oder Feste.
Ebene 5 Die Kinder und ihre Eltern (also die Hauptakteure des Übergangs) können (angeregt durch die Pädagogen und Pädagoginnen beider Einrichtungen) gemeinsam viele Dinge rund um die Einschulung und in der Übergangsphase erledigen und erleben. Hierzu zählen z.B. das Übergangsportfolio miteinander ansehen und besprechen, Einkäufe von Schulsachen erledigen, den Schulweg besprechen und gemeinsam gehen, über die Emotionen und eventuelle Sorgen oder gar Ängste sprechen.
Ebene 6
Die Pädagoginnen und Pädagogenbeider Einrichtungen und dieEltern treffen sich auf zwei Ebenen: 1. auf einer allgemeinen Informations- und Austauschebene (z.B. Elternabende, Tage der offenen Tür) und 2. auf einer individuellen Ebene (z.B. Entwicklungsgespräch, Elterngespräch, Aufnahmegespräch, Übergangsgespräch, …), wo ganz speziell über die Bedürfnisse der Kinder und der Eltern gesprochen wird und wichtige persönliche Informationen zum Kind ausgetauscht werden.
Ebene 7 Die Kinder, Eltern und diePädagoginnen und Pädagogen beider Einrichtungen können wiederum auch auf zwei Ebenen miteinander agieren: 1. auf der allgemeinen Informations- und Austauschebene (z.B. Tag der offenen Tür, Abschlussfest in der Kita, Einschulungsfeier in der Schule) und 2. auf einer individuellen Ebene. Hier wäre es zum Beispiel denkbar, dass anstelle der traditionellen Schuleingangstests ein Übergangsgespräch stattfindet, bei dem der Schulanfänger im Beisein seiner Eltern, seiner Erzieherin und seiner künftigen Klassenlehrerin sein Übergangsportfolio vorstellt. (Käpnick u.a., 2020, S. 34-35)
Das Modell bezieht sich auf den Übergang „Kita – Grundschule“, es kann aber auch prinzipiell auf den Übergang „Grundschule – weiterführende Schule“ übertragen werden.
Weiterführende Literatur:
Lingenauber, S. (Hrsg.) (2008). Handlexikon der Integrationspädagogik. Band 1: Kindertageseinrichtungen ( S. 198-203). Bochum, Freiburg : Projekt Verlag.
Käpnick, F. (Hrsg.), Fuchs, M., Makl-Freund, B., Mürwald-Scheifinger, E. & Spreitzer, Ch. (2020). Mathe-Asse in der ersten Klasse. Begabungen früh erkennen und fördern: ein Leitfaden mit Indikatoraufgaben und Beobachtungsbögen. Hamburg: AOL-Verlag.